ESM-Eile beschädigte die Demokratie
14 November 2012
Einsicht von Carlo Fisch in Demokratie, Gesellschaftsordnung, Politik, Werte und Normen
508 Worte
≈ 0 Kommentare
Zusammenfassung
Zeitdruck macht Transparenz unmöglich, erschwert Veränderung und verhindert Beständigkeit. Zeitdruck und Veränderungsdruck führen gemeinsam eigentlich immer zur Gewalt. Welche Ziele hatte Politik, als sie den ESM-Vertrag in kürzester Zeit durch die demokratischen Instanzen prügeln wollte?
Schlagworte
Betrug, Demokratie, Demokratieverständnis, Eile, Entschleunigung, ESM, Geschwindigkeit, Politiker, Schaden, Werte und Normen, Zeit, Ziele

Inhalt
Die Veränderung und die Zeit
Wo wir Beständigkeit wahrnehmen, da finden wir Haltbarkeit und Stabilität, Widerstandsfähigkeit, Sparsamkeit und Zuverlässigkeit.
Deutschland braucht Veränderung, die beständig ist.
Beständige Veränderung aber braucht Zeit.
Beständige Veränderung braucht kultivierte Transparenz.
Transparenz braucht Zeit.
Beständige Veränderung braucht konstruktiven Streit.
Streit braucht Zeit.
Beständige Veränderung braucht gemeinschaftliches Lernen.
Lernen braucht Zeit.
Die Veränderung und die Täter
Wer der Veränderung die nötige Zeit nimmt, der nimmt ihr den beständigen Erfolg.
Beständige Veränderung hat ein ihr eigenes Tempo.
Wer das Tempo ändert, der ändert die Ergebnisse, und die Veränderung gerät schnell zum Betrug.
Die Folgen eiliger Veränderung
Beständige Veränderung braucht Zeit.
Schnelle Veränderung aber ersetzt die fehlende Zeit durch Gewalt.
Schnelle Veränderung endet in Restauration, sobald die Gewalt nachlässt. Schnelle Veränderung ist deshalb unbeständig. Sie besteht nur solange die Gewalt herrscht.
Zeitlos und stabil zeigen sich dann nicht die Ergebnisse der schnellen Veränderung, sehr wohl aber die Folgen der Gewalt.
Schlussfolgerung
Zeitdruck macht Transparenz unmöglich, erschwert Veränderung und verhindert Beständigkeit. Zeitdruck und Veränderungsdruck führen gemeinsam eigentlich immer zur Gewalt.
Beständige Veränderung hat ein ihr eigenes Tempo. Wird das Tempo geändert, dann werden die Ergebnisse beeinflusst, und der Veränderungsprozess gerät schnell zum Betrug.
Wenn gewisse Politiker vor kurzem Ziele formulierten, ohne einen realistischen Zeitrahmen für die Realisierung einzuplanen, dann liegt nach den vorangegangenen Überlegungen die Vermutung nahe, dass die genannten Ziele nicht die wahren Ziele waren und die wahren Ziele bisher ungenannt sind.
Welche Ziele hatte Politik, als sie den ESM-Vertrag in kürzester Zeit durch die demokratischen Instanzen prügeln wollte?
In jedem Fall waren die festgestellten “Ungenauigkeiten im Vertragstext” dafür geeignet, einen Betrugsversuch am Volk zu rekonstruieren.
Ein Betrug dieser Größenordnung am Souverän eines Staates wird in vielen Teilen der Welt hart bestraft.
In Deutschland nicht.
Die Beschädigung der Demokratie
Wird das ministerielle und Regierungsverhalten deshalb nicht bestraft, weil der Souverän in Deutschland nur noch vorgeblich das Volk ist, tatsächlich aber schon lange jeden Einfluss verloren hat?
Wenn die politische Führungselite die “Trägheit demokratischer Instanzen bei der Entscheidungsfindung” öffentlich als “gefährlich und ungeeignet für die Behandlung der aktuellen Aufgaben” bezeichnen kann, ohne in der Bevölkerung einen Sturm der Entrüstung auszulösen, dann schwebt vor allem die Demokratie in höchster Gefahr.
Mit der Eile bei der Beurteilung und Ratifizierung der ESM-Verträge und mit den begleitenden erpresserischen Kommentaren zum demokratischen Procedere verlor unsere Demokratie nicht nur ein Stück Glaubwürdigkeit. Unsere aktuellen Regierungstäter lieferten auch ein eindrucksvolles Zeugnis ihres Demokratieverständnisses: Sie etablierten einen neuen Regierungsmechanismus, ein Verfahren der Regierung, um Entscheidungen an den demokratischen Instanzen vorbei, notfalls auch gegen den Willen des Volkes durchzusetzen.
Seid wachsam und fordert die nötige Zeit, sonst fällt die Demokratie der Eile zum Opfer und ertrinkt in der Gewalt.

Weiter lesen
In diesem Zusammenhang könnten Sie auch die folgende(n) Internetseite(n) interessieren:
http://www.business-wissen.de/organisation/heimliche-spielregeln-die-fatalen-folgen-von-veraenderungsdruck/ Veränderungsprojekte scheitern, weil die Führungskräfte die heimlichen Spielregeln nicht kennen, nach denen ihr Unternehmen funktioniert und ihre Mitarbeiter arbeiten, schreibt der Unternehmensberater Peter Scott-Morgan. Könnte das auch auf unsere politische Führungselite und die BRD GmbH zutreffen?