Zusammenfassung

Verspätet, vergessen, überfordert, uninformiert und ausgeliefert fühlt sich der Mensch in der Informationsgesellschaft bis er sich dem Internet verweigert...

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Im Internetangebot des lokalen Bürgervereins las ich kürzlich einen interessanten Beitrag über die Gestaltungspläne der Stadt für eine neue Straßenführung in der Gemeinde. Gerade wollte ich mich über die unsinnigen Pläne der Stadtplanungsspezialisten empören, da entdeckte ich, dass der Beitrag vier Jahre alt war.

Ich suchte nach einem neueren Beitrag zu diesem Thema, konnte aber keinen finden. Die Pläne wurden wohl verworfen, vermute ich. In jedem Fall aber wurde vom verantwortlichen Internetredakteur vergessen, an dieser Stelle darüber zu berichten.

Wieder einmal bin ich also einer Nachricht aufgesessen, die ihren Wert verloren hat. Wieder einmal habe ich meine Lebenszeit beim Studium irrelevanter Nachrichten im Internet verbrannt. Wieder einmal haben mich irrelevante Nachrichten in ein Wechselspiel der Emotionen stoßen können:

Erst richtete sich meine Empörung gegen die Stadtplanungsspezialisten. Dann richtete sie sich gegen den Gestalter der Webseite, der vergessen hatte, das Entstehungsdatum der Nachrichten offensichtlich zu machen. Anschließend richtete sich ein Gefühl des Zornes in mir häuslich ein. Ein unbändiger Zorn in mir richtete sich gegen den faulen Redakteur, der eine solche Gestaltung der Webseite zulässt und der keinen Folgeartikel schrieb, – gegen den Redakteur, der den überholten Artikel auch nicht als überholt kennzeichnete und auch nicht löschten konnte.

Zum Schluss ärgerte ich mich nur noch über mich selbst. Es ärgerte mich erst, dass ich solche wichtigen Themen trotz Internet immer erst viel zu spät erhalte. – Dann aber war ich für einen Augenblick auch wieder recht froh, dass ich vor vier Jahren nicht mehr Zeit mit diesem Thema verbracht hatte, denn schließlich hatte es sich ja offensichtlich auch ohne mich geregelt. – Schließlich ärgerte ich mich nur noch, so viel Lebenszeit mit dem Internet zu verbringen.

Zurück blieb wieder einmal das betäubende Gefühl:
das Internet ist kein Segen in meinem Leben.

Weil ich mich regelmäßig mit überholten und irrelevanten Nachrichten beschäftigen muss, die nicht ausreichend gekennzeichnet sind, erreichen mich die für mich tatsächlich relevanten Nachrichten nicht! So vernichtet das Internet durch kleine zeitlos irrelevante Nachrichten meine Produktivität und provoziert in mir regelmäßig ein Wechselbad überwiegend negativer Gefühle, an dessen Ende immer wieder der große Zweifel seine einfachen Schlussfolgerungen findet:

1.) Das Internet ist ein unzuverlässiger Nachrichtenlieferant.
 
2.) Webgetriebene Gefühle sind selten positiv.
 
3.) Entziehe ich also dem Web die Aufmerksamkeit, das Vertrauen und meine Lebenszeit, weil es sie regelmäßig missbraucht, dann bin ich vielleicht etwas schlechter informiert, dafür aber erheblich produktiver – und ich fühle mich viel besser.

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