Zusammenfassung

Beitrag zu E.ONs Wettbewerb: "Super! Energiesparer der Nachbarschaft"

      Die Social Media Plattform "nebenan.de" und der Energiekonzern E.ON verteilen mit der Newsletter-Mail vom 31.07.2021 den folgenden Aufruf:

      »Energiesparen senkt nicht nur deine Kosten, sondern schont zugleich natürliche Ressourcen und verringert Treibhausgasemissionen. Mit kleinen Veränderungen im Alltag können wir also Großes bewirken. Deshalb starten wir gemeinsam mit E.ON einen Kreativ-Wettbewerb und suchen nach den besten Energiesparideen für deine Nachbarschaft. Mach mit und werde „Super!-Energiesparerin oder -Energiesparer!«

Carlo versucht sich an einem Beitrag, den er aber nicht einreichen wird. - Sie werden verstehen, warum ...

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Energie-Idee-Smartphone

Ein Wettbewerbsbeitrag für Energiesparer und Spitzenkandidaten zu E.ONs Wettbewerb:

„Super! Energiesparer der Nachbarschaft“

Smartphone aus, TV aus und raus aus dem Haus!

Beschäftigt Euch nicht mit dem letzten Furz aus Berlin, nicht mit Guidos Konsumtipps oder mit dem Follower aus Kanada. Beendet das sinnlose Liken in der digitalen Welt. Stoppt die Globalisierung Eures Wohnzimmers. Schaltet das Smartphone aus und den Fernseher und geht mit Euren Nachbarn in den Park, eine Runde Boule spielen, oder in das Kaffee, um die Ecke, um eine Runde Zartre oder Schach zu spielen, oder Doppelkopf, Rommé, Kanaster, oder, oder, oder. Alles, was wir gemeinsam unter Menschen, ohne (elektrische) Hilfsmittel und im direkten Wohnumfeld machen können, das spart Energie, schafft Nähe unter Nachbarn und fördert den sozialen Zusammenhalt zugleich. Das ist neben der wirkungsvollen Energieeinsparung auch gelebte Nachbarschaft, – das Schreckgespenst der Globalisierer und der konsumorientierten Politik.

Werdet dennoch aktive Energiesparer,
Nachbarn und Lokalisierer in einer Person!

Wir haben in den letzten 70 Jahren nicht nur die Böden versiegelt, sondern auch die Türen unserer Häuser und unsere Herzen. Dadurch haben wir katastrophale Bedingungen geschaffen für die Menschen in ihrer natürlichen Umgebung auf dem Berg und im Tal, im Wald und auf der Flur, in Stadt und Land und ganz besonders unter den Menschen. Unbemerkt von den Menschen erfrieren und verhungern die Menschen in ihren Single-Wohnungen, während sie von den Schlagzeilen über die katastrophale Gewalt der Natur erschreckt gemacht werden.

Wir haben keine Sitzbänke mehr vor unseren Türen und wir haben auch keine Sitzbänke mehr in den Parkanlagen unserer alternden Gesellschaft. Und wenn es irgendwo noch eine Sitzbank gibt, dann ist sie ohne nahen Mülleimer. Hätte die Sitzbank einen nahen Mülleimer, dann hätten wir dennoch keine Müllabfuhr mehr, die die Mülleimer an den Sitzbänken leeren könnte. Angeblich muss das alles so sein, weil das Geld fehlt, um es anders zu gestalten.

Wer aber die Mülleimer an den Sitzbänken, die Sitzbänke in den Parks und die Parks in der Nähe nicht mehr pflegen will, der will den menschlichen Zusammenhalt und die Nachbarschaft nicht mehr pflegen und der wird das im Energieverbrauch der Gesellschaft messen können.

Wir müssen die Zeit als Werkzeug benutzen,
nicht als Couch.
«

John F. Kennedy,
35. Präsident der USA (1917-1963)

Es fehlt das Staatsziel „Nachbarschaftsförderung“! Wo Nachbarschaft funktioniert, da funktioniert Integration und Inklusion, da funktioniert Konsum anders und Kommunikation anders und sogar Schule funktioniert da anders, wo Nachbarschaft funktioniert, und Globalisierung, die wird marginal wo Nachbarschaft funktioniert, während der Energieverbrauch sinkt. Insofern ist die Social Media Intiative „nebenan.de“ mindestens für ein Bundesverdienstkreuz gut, denn sie nimmt eine wichtige gesellschaftliche (und eigentlich sogar auch staatliche) Aufgabe wahr.

An dieser Stelle wird eine solche, umfassende „engiepolitische Intervention“ wohl auch allgemeinpolitisch bedeutsam und verängstigt deshalb die Politiker unserer Zeit. Hat da etwa jemand nach der Wärmehalle für Arme gerufen, die es vor 100 Jahren noch ganz selbstverständlich in jeder Gemeinde gab? Es gab sie, weil die Wohnungen schlecht isoliert waren, das Brennmaterial teuer und die Menschen arm. Aber die Wärmehalle vor 100 Jahren war nicht nur eine Unterstützung für den einzelnen bedürftigen Menschen, sie war auch ein Treffpunkt, ein Ort des Austauschs und der Geburtsort der sozialistischen Arbeitervereine.

Genau so funktionierten in den 50er Jahren auch die Dorfkneipen und in den Städten die Eckkneipen. Sie waren zuerst ein Ort des Austauschs in der lokalen Umgebung der menschlichen Wohnstätten. Sie boten einen warmen Raum und Orientierung unter den Menschen, bevor sie sicher auch ein Ort des Konsums waren und als solche zunehmend mißbraucht wurden.

Aus volkswirtschaftlicher und sozialpolitischer Sicht gesehen waren die Wärmehalle und die Kneipen in jedem Fall immer auch Orte, die zur Reduzierung des Energieverbrauchs beitrugen und zugleich den sozialen Zusammenhalt förderten, beinahe wie es der traditionellen Kirchengemeinde nachgesagt wird, mehr noch als jeder Schützen-, Kegel- oder Sportverein es jemals werden konnte.

Die lokale Lebensumgebung des Wohnortes muss für die Menschen wieder attraktiver werden. Die Gemeinde als Ort zwischenmenschlicher Beteiligung muss auf allen Ebenen gefördert werden, von der nahen Gaststätte bis hin zu einem gesunden lokalen Einzelhandel. Das ist einer der wichtigsten Aufträge an einen Staat, der einen nachhaltigen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zugleich zur Verbesserung der Lebensqualität seiner Bürger leisten will. Hierfür brauchen wir einen Konsens auf der Gemeindeebene, auf der Regionalebene, auf der Landesebene und auf der Bundesebene, über alle Teile der deutschen Gesellschaft und alle Teile der Föderation.

Alles, was wir dafür noch brauchen:

  • Eine flächendeckende Infrastruktur für Sitzbänke mit oder ohne Mülleimer;
  • Wärmehallen und Gaststätten, die sich Gäste ohne Konsum leisten können und die sich in nächster Nähe refinanzieren lassen;
  • Öffentliche Orte der Begegnung außerhalb von Vereinen und Institutionen;
  • Empathie;
  • Den politischen Willen, tatsächlich etwas zu ändern;

In einer Industrienation, die die Folgen des industriellen Fortschritts sozialverträglich machen will, erhalten öffentliche Sitzbänke eine zentrale Bedeutung für die Zufriedenheit der Menschen aller Altersschichten. In einem Land, das meteorologisch in einem Gebiet liegt, das über das ganze Jahr hinweg längere Perioden mit schlechtem Wetter kennt, sollte es öffentliche Alternativen für die Sitzbänke geben, die überdacht sind und warm, um die Zufriedenheit der Menschen auch bei schlechtem Wetter zu schützen. In einer Zeit, in dem das individuelle Heizen der Menschen ständig teurer wird und der regelmäßige Aufenthalt am Arbeitsplatz seltener, sollten öffentliche Orte eine frei zugängliche Entlastung und Bereicherung für die Menschen bieten.

Nichts anderes sind die regelmäßigen Bingo-Veranstaltungen in Großbritanien und in den USA: Menschliche Nähe und Wärme und Licht, preisgünstig, und nebenbei auch eine sehr wirksame Maßnahme für die Einsparung von Energie.

Finden Sie in einem Wahlprogrammen zur Bundestagswahl von irgendeiner Partei auch nur annähernd vergleichbare einfache und wirkungsvolle Überlegungen, dann habe ich wohl etws überlesen. Ich fand in den Wahlprogrammen nur wenig Konzeptionelles, dafür aber sehr viel Materialismus, Technikgläubigkeit, Theoretisches und Unmögliches. Den Menschen als Faktor unter Menschen fand ich nur in Aufrufen und Appellen, nicht aber als Zielobjekt staatlicher Wahrnehmung und Förderung. Sollte ich tatsächlich etwas überlesen haben, währe ich Ihnen für Ihren freundlichen Hinweis sehr verbunden. (bitte auf Facebook; siehe unten)

Diese Art Beitrag hatte E.ON sicher nicht im Sinn, als es seinen Wettbewerb startete. Das Unternehmen dachte wahrscheinlich mehr an eine brauchbare Begründung für den Aufruf, Millionen Autos mit Strom zu betreiben, nachdem uns noch bis vor kurzem die Glühbirne verboten wurde, um Strom zu sparen. Wer diese Art Widersprüche in einem Konzept für Energiesparer ausräumen kann, hat es verdient, den Wettbewerb von E.ON zu gewinnen. Mir aber will diese Aufgabe nicht gelingen.

Vielleicht sollten wir E.ON einfach nur umbenennen in E.OFF und hätten schon sehr viel gewonnen, – wenigstens in den Köpfen der Energiesparer und in den Köpfen der anderen Shareholder.

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